Bayern
SCHLAMMLAND
Eigenprodukton nach Ferdinand Schmalz
Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, Bamberg
Wahlprofilfach Oberstufe
Auf der Bühne: Amalia Ovakymian / Bastian Seelmann / Emilia Stoecker / Hannah Wagner / Jonathan Hau / Jule Knauer
Lorenz Blöchel / Marc Eichhorn / Sophie Goppert / Stephanie Wilhelm
Hinter der Bühne: Mark Bunte
Spielleitung: Dominik Stoecker
Assistenz: Michael Lehn / Jule Knauer
Über: Anlässlich eines Dorffestes lässt der Autor Ferdinand Schmalz die Bruchlinien innerhalb der Dorfgemeinschaft aufeinanderprallen. Auf der einen Seite stehen der Bürgermeister (Zeiringer) und dessen Handlanger (Schauersberger), auf der anderen Seite der Sohn des Bürgermeisters Toni und seine Geliebte (Sandra). Zur Eskalation kommt es, weil der Sohn sich gegen die Regeln des Dorfes stellt. Auf diese Durchbrechung und Störung ihrer Welt reagiert die Gemeinschaft mit Gewalt, exekutiert durch den Bürgermeister und seinen Helfer. Geschildert werden uns die sich zuspitzenden Ereignisse aus der Sicht des hendlbratenden Erzählers, der aufgrund einer beiläufigen erotisch bedingten Entscheidung die Schlammlawine überlebt, die am Ende das Dorf hinwegreißt. Unsere Version des Stückes will die Urgewalt der Vorgänge spürbar machen. Dazu kappten wir Nebenstränge der Vorlage und konzentrierten uns auf das Wechselspiel zwischen den handlungstragenden Figuren. Den unaufhörlich abrollenden Text, der auch Zeichen für die Unausweichlichkeit des Geschehens ist, versuchen wir in eine kontinuierliche Bewegung aller Beteiligten umzusetzen. Die von Schmalz eher negativ konnotierte Dörflichkeit soll durch die Volkslieder durchaus auch ein Gegengewicht erhalten.
Rezension: Ein Dorffest mit Schattenseiten
„Schlammland“ erzählt von alltäglicher Gewalt, eingebettet in die heile Welt
Brathendl, Bierzeltluft und Blasmusik — aber was haben Dreck und Gewalt damit zu tun?
In der Aula der BBS für Wirtschaft in Trier spielt sich am Montagmorgen eine einzigartige Inszenierung des Stückes „Schlammland“ nach Ferdinand Schmalz ab. Die Theatergruppe des Sietzenhofer-Gymnasiums Bamberg entführt das Publikum in eine dörfliche Welt und erzählt die Geschichte von Machtstrukturen und Tradition, die es zu durchbrechen gilt.
Das Dorf steht stellvertretend für die gesellschaftliche Alltäglichkeit und Normalisierung von Gewaltverhältnissen. Dabei wirkt das Ensemble als eine große Einheit, und die Rollen sind fließend. So wird die Geschichte der Dorfbewohner mehrperspektivisch wiedergegeben und erweckt ein Dorffest und all seine Schattenseiten zum Leben.
Mit ausdrucksstarker Mimik und rhythmischen Bewegungen erzählt die Gruppe die Geschichte einer konservativen Dorfgemeinschaft. Auch die einheitlich weiße Kleidung mit orangefarbenen Akzenten ergänzt das minimalistische Bühnenbild gut und lenkt den Fokus auf die beeindruckende Spielweise der Darstellenden.
Chorisch gesprochene Texte und tänzerische Bewegungen in Kombination mit kurzen Musiksequenzen verleihen dem Stück einen spannenden Wechsel zwischen Dynamik und Monotonie. Dass die gekonnte Umsetzung der kraftvollen Thematik auch im Publikum auf Zuspruch stößt, bestätigen auch die Standing ovations.
Zita Bölles, 13. Klasse Humboldt-Gymnasium Trier