Rheinland-Pfalz
YOLO
Eigenproduktion / frei nach Ionesco „Die Nashörner“
Bertha von Suttner Gymnasium, Andernach
Darstellendes Spiel Grundkurs
Stufe 12
Spieler:innen:
Jonathan Reber / Riccarda Moll / Ann-Kathrin Wuppinger / Karl Gebel / Maresa Welker / Nourchem Somrani / Büsra Arslan / Jan Bednarski / Nicolas Herrmann / Joanell Nachtigall / Melissa Praml / Cora Merzbach / Adrian Hoffmann / Lea Klemmer / Jonas Stüwe / Lena Ulmen / Jana Engels / Nikita Fritzler / Moritz Geurten
Spielleitung: Stefan Naumann
Jugendliche im Konsumfieber stoßen auf Dickhäuter im Prime Markt, eine Neue kommt aus Schweden und regt sich ziemlich darüber auf. Der Prepper hat alles geahnt, er ist Hobbyphilosoph, und ernährt sich von Ravioli. Treu an seiner Seite Lokipedia, eine KI. Elvis muss hier als Griechischer Chor herhalten. Er tritt eigentlich in Teppichhäusern auf. Und da ist noch diese nervige Hippihexe an seiner Seite, die immer diese Nashörner sooo schön findet, bis ... Ein Nerd-Pärchen findet sich derweil gut, auf elbisch. Die Jugendlichen schöpfen Hoffnung, egal wie schlimm es wird, im „Kühlschrank brennt immer noch Licht“. Doch das ist ein Irrglaube, dem Fatalismus entrinnt keiner. Alle werden Dickhäuter? Es gibt einen Grund, warum man seine Menschlichkeit verliert. Der Mensch wird zu sich selbst zu einem Monster. Absurd? Mhm …
Rezension: Satire als Balanceakt zwischen Realität und Absurdität
Provokant, überzogen und dabei zugleich humoristisch wirft YOLO den Blick auf die Krisen und Bedrohungen unserer Zeit
In ihrer Eigenproduktion „YOLO“ hauchen die Darsteller des Bertha von Suttner Gymnasium aus Andernach dem 1957 geschriebenen Stück „Die Nashörner“ des Dramatikers Eugène Ionesco neues Leben ein und schafften so eine zeitgenössische Dystopie.
Der Grundkurs Darstellendes Spiel schafft es bereits zum Auftakt das Interesse des Publikums für sich zu gewinnen. Exzentrische Rollen, gelungene Licht und Musikelemente sorgen für allgemeine Begeisterung, die durch den fortwährenden Applaus nach der sowohl ersten, zweiten als auch jeder darauffolgenden Szene unterstrichen wird.
„YOLO“ – in der Jugendsprache als „Du lebst nur einmal“ („You only live once“) verstanden, thematisiert eine Auswahl verschiedener Fragen unserer Gegenwart: Von Konsumwahn und Schnelllebigkeit über populistische Diskurse und Verschwörungstheorien bis hin zu unserem Umgang mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Klimawandel, werden aktuelle Herausforderungen und Lebenseinstellungen satirisch auf die Spitze getrieben.
Provokant, überzogen und dabei zugleich humoristisch parodieren die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler die eigene Generation und die Absurdität der Welt, die sie erleben.
Auch die Hoffnung der Jugendlichen droht zwischen dem Balanceakt der eigenen Identität und dem Zwang der Anpassung, dem Kampf um und für Menschlichkeit, unterzugehen, „bis das Licht im Kühlschrank“ ist erloschen. So wird eine Ambivalenz geschaffen, eine Gegenüberstellung der Ernsthaftigkeit der aufgegriffenen Themen und der Leichtigkeit der satirischen Inszenierung, die das Publikum sowohl lachend als auch nachdenklich zurücklässt, mit der eigenständigen Konfrontation der Frage nach Konflikt und Krisenbewältigung in der heutigen Zeit.
Franziska Zwicker, 12. Klasse, Humboldt-Gymnasium Trier