BUNDESWETTBEWERB SCHULTHEATER DER LÄNDER

Schultheater.Rollen | Trier | 16.-21. 09. 2023

Schles­­wig-Hol­stein

HAP­PY­LAND

Eigen­pro­duk­ti­on, ange­regt durch Tupo­ka Ogette 

Wolf­gang-Bor­chert-Gyman­si­um, Hals­ten­bek

Dar­stel­len­des Spiel

Stu­fe 11

Spieler:innen:

Jas­per Barg­mann / Fabi­an Buch­witz / Judit Platte/ Nike Bur­ge­meis­ter / Mau­ro Gon­za­les / Min­seo Hwang / Sebas­ti­an Jack / Jonas Jae­ger / Samu­el Löff­ler / Ida Lüne­burg / Ledi­on Mori­na / Sophie Oehlckers / Chris­ti­na Schi­ma­now­ski / Ste­ven Thie­le / Stel­la Voß / Robin Zurlo

Licht‑, Ton- & Video-Tech­nik: Isa­bel Beck­haus (Lei­tung) / Leif-Erik Dose / Jona­than Mei­er / Fin­ley Quel / Phil­ip Rotax

Spiel­lei­tung: Andre­as Kroder

Über: Hap­py­land ist eine Welt, in der Ras­sis­mus das Ver­ge­hen der Ande­ren ist. In Hap­py­land wis­sen alle Bewohner:innen, dass Ras­sis­mus etwas Grund­schlech­tes ist. Etwas, das es zu ver­ach­ten gilt. (Tupo­ka Oget­te) Hap­py­land – das ist der Zustand, in dem wei­ße Men­schen leben, bevor sie sich bewusst mit Ras­sis­mus auseinandersetzen.Rassismus passt eigent­lich nicht ins Welt­bild einer tole­ran­ten, moder­nen Gesell­schaft. Und trotz­dem ist er all­ge­gen­wär­tig. Und alle, die schein­bar nicht dazu­ge­hö­ren wer­den als “nicht nor­mal“ oder als „anders“ aus­ge­grenzt. In Deutsch­land schafft Ras­sis­mus viel­fäl­ti­ge Pri­vi­le­gi­en für wei­ße Deut­sche, die sich und ihre Her­kunft nicht erklä­ren oder recht­fer­ti­gen und sich als “nor­mal” ver­ste­hen dür­fen – ohne dass das hin­ter­fragt wird. Wir spie­len unse­re wei­ße Rol­le, eine Rol­le von der wir uns ger­ne distan­zie­ren wür­den. Unse­re Büh­ne ist wie ein geschlos­se­ner Kühl­schrank mit deut­schen regio­na­len Pro­duk­ten. Alles strahlt in einem kal­ten wei­ßen Licht. Im Kühl­schrank „leben“ die Hap­py­län­der qua­si wie ein­hei­mi­sche Lebens­mit­tel und sie glau­ben, das ist ihre, ihre idea­le tole­ran­te demo­kra­ti­sche Welt, ihr Hap­py­land. Alle, die außer­halb sind, sind die Ande­ren, die nicht in ihre Welt gehören.

Gale­rie Probenfotos:

sdl2023: Schleswig-Holstein

Rezen­si­on: Kampf gegen die pri­vi­le­gier­te Ahnungslosigkeit

Mah­nend, beklem­mend und den­noch inspi­rie­rend: „Hap­py­land“ hält der Gesell­schaft den Spie­gel vor.

 

„Hap­py­land“ ist eine Welt, in der Ras­sis­mus das Ver­ge­hen der Ande­ren ist. Die­ser Leit­satz lag dem 60-minü­ti­gen Stück der Spiel­grup­pe aus Schles­wig-Hol­stein zu Grun­de. Büh­nen­bild und Kos­tü­me mini­ma­lis­ti­scher Art – so kre­ierten die Jugend­li­chen aus Hals­ten­bek eine mah­nen­de und beklem­men­de, den­noch inspi­rie­ren­de Atmo­sphä­re in der voll besetz­ten Euro­pa­hal­le. „Geh‘ einen Schritt nach vor­ne, wenn du nachts im Dun­keln kei­ne Angst haben musst, allein nach Hau­se zu lau­fen.“ „Geh‘ einen Schritt zurück, wenn du in dei­nem sozia­len Umfeld die ein­zi­ge Per­son dei­nes Geschlechts, dei­ner Sexua­li­tät oder dei­ner Eth­nie bist.“

Nach wei­te­ren Fra­gen die­ser Art ver­blei­ben die gesell­schaft­lich bevor­zug­ten Men­schen in vor­ders­ter Rei­he und die Zuschau­en­den in ehr­fürch­ti­gem Schwei­gen. Meh­re­re die­ser unter­schied­lich insze­nier­ten Sze­nen­frag­men­te sol­len ver­schie­dens­te Aspek­te von tief in unse­rer Gesell­schaft ver­an­ker­tem, struk­tu­rel­lem Ras­sis­mus beleuch­ten. „Woher kommt eigent­lich Scho­ko­la­de?  – Afri­ka, oder?“ Aus dem Pulk ertönt „Ist Afri­ka denn ein Kon­ti­nent oder ein Land?“ So insze­nie­ren die Jugend­li­chen vom Wolf­gang-Bor­chert-Gym­na­si­um gelun­gen die pri­vi­le­gier­te Ahnungs­lo­sig­keit der Hap­py­län­der, meta­pho­risch für die wirk­li­che Gesell­schaft. Das Stück neigt sich dem Ende zu, der tosen­de Applaus ebbt ab, wir blei­ben nach­denk­lich zurück. Dass die Ver­ant­wor­tung nach­hal­tig etwas zu ver­än­dern und sich der eige­nen Pri­vi­le­gi­en bewusst zu wer­den, bei jedem und jeder ein­zel­nen liegt, ist uns nach die­ser Insze­nie­rung noch­mal kla­rer geworden.

 

Vin­cent Mei­er-Ger­wig und Anne Har­den, 13. Klas­se Humboldt-Gymnasium

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